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Dienstag, 18.02.2020 um 10:14

Der Kampf gegen Windmühlen.

1991 gründet sich die Interessengemeinschaft Bergische Bahnen, die sich zur Aufgabe machte die verbliebene Strecke Lennep-Wipperfürth als Museumsbahn zu nutzen.

Gegründet in Wuppertal mietete man sich Bahnhofsräumlichkeiten in Lennep als Vereinsheim an, um der Strecke 412 nahe zu sein und schicken als Botschaft für ihre Ernsthaftigkeit den Rheingold in den Bahnhof nach Wipperfürth.

Es steht die Überraschung und Begeisterung in allen Gesichtern geschrieben, es geht wieder Aufwärts. Welche große Kraftanstrengung dahinter steckte konnte keiner erahnen, denn die Bundesbahn nahm für die Nutzung der alten Gleise nicht nur viel Geld sondern der Verwaltungsaufwand war sehr groß.

Die "Pro Bahn" mit Ulrich Streyjewski und der "Arbeitskreis zur Rettung der Bahn" schaltete sich ein. Immer wieder wurden Veranstaltungen durchgeführt, die belegten das diese Bahn rentabel zu betreiben war.

Im Jahre 1990 berichtet die BLZ über eine Blechlawine, die durch die Stadt führt und nur im Schritttempo weiterkommt, das besonders zu Schulzeiten.

Die IGBB schickt immer wieder Sonderzüge nach Wipperfürth wie den TEE, jedoch wurde das Interesse der Politik und Bevölkerung immer kleiner. Wo beim ersten Dampfzug noch ein Empfang mit Tambochor der Stadt Wipperfürh und Auftreten des Bürgermeister Kausemann stattfand, fuhr der Trans Europa Express mit 280 Gästen in ein leeres Wipperfürth ein, sehr zur Enttäuschung der Betreiber. Niemand aus dem Rathaus und Presse fand Zeit zu einer Begrüßung. Neben dem Nikolausdampfzug, kam das letzte Mal, zur 775 Jahrfeier, Leben auf das Wipperfürther Bahngleis, als der Dampfpendelzug zwischen Wipperfürth und Lennep verkehrte, dies sollte die letzte Großveranstaltung in Wipperfürth sein.

Wegen der mangelender Unterstützung der Kommunen bei den Arbeiten und der hohen Kosten gab die IGBB schließlich 1994 auf und konzentrierte sich auf andere Ziele.

Sogar im Kino in Wipperfürth, läuft als Vorfilm " Rettet die Strecke 412" der vom Film-Club 86 hergestellt wurde. Eine Live-Diskussion mt Politker und Bürgern, sowie Interessengruppen, im Film-Club 86 zu dem Thema, treffen wieder sehr hart die Meinungsverschiedenheiten aufeinander.

Inzwischen wechselte die Bundesbahn zur Deutschen Bahn AG und diese reichte den Kommunen, das Angebot, die Strecke für 4,8 Millionen DM zu kaufen, oder zu pachten, wenn diese die Strecke selber in Eigenregie betreiben.

Sie gab den Städten Zeit bis in den März 1996. Zwar zeigten sich die Kommunen interessiert, es fehlte aber die finanziellen Mittel, der Mut und der Wille. Als auch der Oberbergische Kreis nicht als Betreiber fungieren will, leitete die DB das Stilllegungsverfahren ein.

Der Güterverkehr wurde 1995 eingestellt, mit 218 Waggons im Jahr war die DB für eine Verlängerung nicht gewillt .

Am 30.12.1995 fuhr der letzte Sonder-Personenzug in Wipperfürth ein, dieser Treibwagen der Reihe 628, hätte zugleich der neue " Retter der Nebenbahnen " werden können.

Letzlich zieht sich auch Wipperfürth, nach Hückeswagen um den Erhalt der Schiene zurück, in der öffentlichen Diskussion wandelt sich die Meinung deutlich.

So outen sich immer mehr Politker damit, keine Zukunft für die Strecke 412 zusehen. Befürworter werden als: " Spinner und Fantasten" gesehen und nicht mehr ernst genommen, obwohl immer wieder Möglichkeiten aufgezeigt wurden, um besonders den Güterverkehr wieder aufzubauen.

Der Müllverkehr könnte komplett über die Schiene abgewickeln werden, zur Demo kommt extra ein Sonderzug, zur Vorführung in den Bahnhof Wipperfürth eingefahren, oder auch ein Sägewerk in Klaswipper garantierte Tonnen von Holz auf die Schiene zubringen.

Selbst der Protest von Kordt & Rosch und der Genossenschaft in Wipperfürth wurden beiseite gelegt.

Pläne für den Umbau der Bahnfläche sind in Arbeit und nachdem, weder Marienheide noch Hückeswagen Interesse zeigt, denkt Wipperfürth auch anders.

Im Jahre 2000 bekundet die Prignitzer Eisenbahn GmbH das Interesse, die Bahnlinie zu übernehmen, da sie rentabel zu betreiben ist und verspricht, das 2 Jahre später der regelmäßige Verkehr wieder laufen kann, wenn.., ja wenn die Politik das möchte.

Auch Rail Consult legt Entwürfe für eine Sicherung der Bahnstrecke dar.

Gerd Kohlgrüber von der CDU meinte nur dazu: "warum sollen wir eine hoch hochsubventionierte Konkurenz zu den Bussen aufbauen? Autobahnen sind wichtiger als die Eisenbahnen".

Die SPD mit Frank Mederlet bedauert es, aber auch er sehe keine Möglichkeit, obwohl Hans Kern andere Meinung war, als er sagte, man wisse nicht, was in 20 Jahre wäre und man den Entschluss bedauert.

Die UWG mit Herrn Isselbächer wundert sich auch, da noch vor ein paar Jahren durch Bürgermeister Kausemann, es als Fehler angesehen wurde, die Trasse und damit die Bahn aufzugeben. Die Grünen mit Frau Ursula Neuhaus fügte hinzu, das Hückeswagen für ihre Umgehung nicht unbedingt die Bahntrasse brauchte.

Die FDP ändet mit dem Satz:

"Die Bahnstrecken sollen da eingerichtet werden wo es Sinn macht und nicht bei uns".

Auch die Industrie wetterte gegen die Bahn sie würde das mögliche Industriegebiet zerschneiden und als 2004 dem Landesbetrieb Straßenbau auffiel, das die Strecke immer noch im Bedarfsplan der" Integrierten Gesamtplanung stand und somit eine Reaktivierung zum späteren Zeitpunkt (2020) möglich gewesen wäre, löste dies eine Empörung und Protest der Politik und Wirtschaft in Wipperfüth aus.

Rainer Lessenich Geschäftsführer der Zweigstelle Gummersbach der Industrie und Handelskammer, bezeichnete eine Reaktivierung als Traumtänzerei.

Selbst Bürgermeister Guido Forsting, sah seine Pläne, die Trasse mit Gewerbe und Discounter und mit Straßen zu überbauen ernsthaft gefährdet.

CDU -Landesverkehrsminister Oliver Wittke ermunterte bei seinem Besuch in Wipperfürth die Stadt zur Entwidmung der Strecke 412, was die Stadt Wipperfürth prompt 2006 erledigte, obwohl das Land NRW einst unter Landesverkehrminster Zöpel gegen solche Pläne war, die Strecke stillzulegen, jedoch keine rechtliche Handhabe hatte, dies zu verhindern.

Die Entwidmung der Trasse hätte nur die Landesregierung Düsseldorf aufhalten können, auf ausdrücklichen Wunsch von Hückeswagen, zuvor von Marienheide verzichtet auch Wippefürth auf Reaktvierungspläne. Remscheid schließt sich wegen Aussichtslosigkeit der Lage dem an.

2007 war es dann wirklich aus, mit dem Brief aus Köln. Das Eisenbahnbundesamt teilte der Stadt Wipperfürth im Februar 2007 mit, das die Bahnstrecke durch Wipperfürth endgültig "freigestellt" werde und zwar schon ab dem 28. Dezember 2006.

Damit verzichtet das Amt darauf, die Bahntrasse und die übrigen Bahngelände für eine eventuelle Reaktivierung bereitzuhalten. Die Grundstücke konnten verkauft werden und die anliegenden Städte und Gemeinden ihre Vermarktung beginnen. Diese Pläne lagen schon lange in den Schubladen und wurden schnell umgesetzt.

2009 begann der Gleisrückbau mit Baggern und eine letzte Fahrt mit einer Motordraisine. Die Abrissfirma wurde dafür nicht bezahlt, sondern machte mit dem gewonnen Eisen ihr Geld. Besonders ärgerlich war es für diese, das ein abgestellter Container mit Gleisen am Bahnhof Wipperfürth geklaut wurde.

Die Strecke 412 wurde im Rahmen der Regionalen 2010 mit einem Aufwand von insgesamt 6,87 Millio. Euro zu einem Radweg umgebaut, um die durchgehende Strecke für die Zukunft eventuell für eine erneute Reaktivierung zu sichern, was aber Hückeswagen und auch Wipperfürth durch ihre neu Bebauung eigentlich wieder unmöglich machten.

Marienheide zum Vergleich, machte das gleiche durch, nur mit dem Unterschied, das diese Bahn wieder fährt, sogar von Köln bis Lüdenscheid und das erfolgreich, so waren es in Wipperfürth damals nicht alles Spinner und Träumer.

2014 wird der Radweg nach 5 Jahren Bauzeit eingeweiht und wird rege von der Bevölkerung angenommen.

Heute fliessen wieder Millionen in den Eisenbahnnahverkehr, Bahnstrecken werden wieder ausgebaut, die Beförderungszahlen steigen und der Bahn fehlen Lokführer, weil die Nachfrage immer weiter steigt.

Wipperfürth hat aber den Anschluß verpaßt.

Jetzt werden die schlechten Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr bedauert. Vor und nach der Schulzeit ist die Stadt zu und die Autos stauen sich Stadt ein-, wie auswärts.

Eine Hochbahn von Wipperfürth nach Köln, wie es Bürgermeister von Rekowski 2020 vorschlägt, wird auch unter dem Aspekt, der Verrücktheit, in der Schublade verschwinden. So bleibt Wipperfürth ein Dorf.

Es bleibt nur noch, die Erinnerung an die Eisenbahnzeit in Wipperfürth aufrecht zu erhalten und der Bürger nimmt diese gerne an. Auf dem von der Stadt Wipperfürth geschaffenen Bahngelände, mit einem Schienenbusbeiwagen und einem Güterwaggon erzählen Väter und Mütter ihren Kindern begeistert, wie sie, die Wipperfürther Eisenbahnzeit erlebt haben.

Daten und Fakten aus den Büchern " Stillgelegte Bahnstrecken im Bergischen Land" von Bernd Franco Hoffmann " Von Lennep ins Oberbergische" von Kurt Kaiß erhältlich im Buchladen und Artikeln der Bergischen LandeszeitungFotos zum Artikel

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Autor: Klaus Fink / Fotos: