Telefonzelle mit Denkmalwert
Lange wurde um die Telefonzelle gekämpft, sollte diese doch nicht in die Bahnlandschaft passen. Nun steht sie am gewünschten Platz. Sie wird weiter in einem original Zustand hergerichtet und steht gesichert mit Denkmalwert in der Bahnlandschaft.
So wurde eine neue Scheibe eingesetzt und ein neuer Boden verlegt, nach einer mühsamen Suche wurde ein original Münztelefon, Telefonbuchablage und Technikschrank wieder eingebaut, sogar ein Schlüssel zum Abschließen wurde gefunden. Löcher und Risse werden noch beseitigt.
So steht sie nun im Original Zustand mit Telefonbüchern als Denkmal abgeschlossen in der Bahnlandschaft.
Begründung des Denkmalwertes gemäß § 2 DschG NRW: Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung sprechen wissenschaftliche, hier insbesondere technik- und konstruktionsgeschichtliche Gründe.
Bedeutung für die Geschichte der Menschen
Bei den Telefonzellen des Typs FeH 78 handelt es sich um ein ehemals den öffentlichen Raum und den gesellschaftlichen Alltag prägendes, bauliches Objekt, welches für die Geschichte der Menschen von Bedeutung ist. Die gelben Telefonhäuschen sind allenthalben im gesellschaftlichen Alltag bewusst und sind Teil der Kommunikationsgeschichte, jedoch heute kaum noch erfahrbar oder vermittelbar. Die gelbe Farbe stellt zudem die Verbindung zur ehem. Deutschen Bundespost her, bevor deren Kommunikationssparte Mitte der 1990er Jahre in der Deutschen Telekom AG aufging und damit auch Design und Farbgebung im Sinne des Corporate Design änderte.
Die Telefonzellen dienten in Zeiten vor der massenhaften Etablierung des Mobiltelefons um die Jahrtausendwende als Ort der Kommunikation. Sie sind als solches Zeichen der fortschreitenden Technisierung und Mobilität der Gesellschaft und Relikt einer nahezu abgeschlossenen kommunikationstechnischen Epoche.
Ein sozialgeschichtlicher Wert ergibt sich zudem aus dem Standort und der allgemeinen Zugänglichkeit als Teil des öffentlichen Raums sowie der vor Witterung und Lärm geschützten und Zuflucht bietenden Kabine. Die Telefonzelle war und ist darüber hinaus ein unverzichtbares Element der Popkultur und wichtiger Bestandteil von Filmen und diverser öffentlichkeitswirksamer Betrachtungen.
Bedeutung für Städte und Siedlungen
Innerhalb der Städte besitzen die ehemals zahlreich aufgestellten FeH 78 nach dem massenhaften Abbau durch die Telekom AG Seltenheitswert. Kleinere Bestände in verschiedenen Museen (z.B. LVR Freilichtmuseum Kommern, Museumsstiftung Post und Telekommunikation Frankfurt etc.) verweisen auf den historischen Wert der Telefonhäuschen, wobei in den Museen der reine technische Dokumentationscharakter im Vordergrund steht.
Wichtig ist darüber hinaus aber die Lage und Erhaltung in der Bahnlandschaft als Zeugnis der öffentlichen Nutzung und Zugänglichkeit sowie der Einbindung in den Straßenraum und den baulichen und nutzungsbedingten Kontext.
Die markanten, honiggelben Telefonhäuschen sind wie hier in der Bahnlandschaft, dem für den öffentlichen Raum prägend, zumal ihre Aufstellung, die nötigen technischen Erfordernisse und nicht zuletzt ihre Form seinerzeit innerhalb der städtebaulichen Planung thematisiert wurde und die Zelle an sich für den Nutzer eindeutig erkennbar und einfach erreichbar sein sollte.
Die Aufstellung erfolgte daher gern an zentralen Orten, Straßenkreuzungen oder Punkten mit einem nutzungsbedingt passenden Kontext, d.h. beispielsweise in der Nähe von zentralen Institutionen oder Geschäften und Bahnhöfen. In Zeiten allgegenwärtiger Mobilkommunikation ist die durch die Telefonhäuschen gegebene Nachvollziehbarkeit ortsgebundener Kommunikation bzw. Fernsprechtechnik im öffentlichen, städtischen Raum von hoher Bedeutung.
Ferner liegen für Erhalt und Nutzung vor: Wissenschaftliche, hier insbesondere technik- und konstruktionsgeschichtliche Gründe Das hier in Wipperfürth erhaltene Fernsprechhäuschen FeH 78 besitzt technik- und konstruktionsgeschichtlichen Zeugniswert. Das ehemals auf Massenproduktion ausgelegte honiggelbe Telefonhäuschen ist inzwischen nahezu vollständig aus dem öffentlichen Raum verschwunden, weshalb das hier beschriebene Objekt als wissenschaftliche Quelle dient.
Das bei der Entwicklung Ende der 70er Jahre erstmals genutzte glasfaserverstärkte Polyesterharz als wesentlicher Baustoff ist konstruktionsgeschichtlich beachtlich, ebenso die serielle Produktion und Montage sowie die standardisierten Aufstellungs- und Inbetriebnahme-Verfahren, welche auch am Objekt selber nachvollziehbar sind.
Dazu gehören auch entsprechend der Beanspruchung bzw. dem Nutzerverhalten angepasste, mit Edelstahlblechen geschützte Bereiche, wartungsfreie Mechaniken, gedämmte Entlüftungen sowie die vorbereiteten Anbringungsmöglichkeiten für die Ausstattung mit dem Fernsprechautomat und zugehörigen Telefonbuchschwingen etc.
Das markante und charakteristische Aussehen des FeH 78 mit seinen abgerundeten Ecken entspricht den Designvorstellungen der 1960er und 1970er Jahre und hebt sich damit deutlich von der sachlichen Geometrie des Vorgängertypus FeH 55 ab. Das Telefonhäuschen wurde mit einem originalen Telefon und Telefonbuchablage mit Telefonbüchern ausgestattet.
Die Voraussetzungen des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen für die Eintragung in die Liste der geschützten Denkmäler sind daher erfüllt.
Aus dem Gutachten der Stadt Aachen aus 2018
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